Über den Ursprung der Schmiede ist wenig bekannt. Es darf aber angenommen werden, dass diese seit der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts als Huf- und Waffenschmiede im Lehndienst des Rittergutes stand. 1788/ 89 erwarb eine Familie Martschink die Schmiede aus dem ritterlichen Besitz und errichtete Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Handwerklich gefertigt wurden schmiede-eiserne Geräte für Feldarbeit, Stall, Garten und Haus. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stellte man hier hauptsächlich Maschinen- und Geräteteile für Handwerksbetriebe, für Mahl- und Papiermühlen sowie die Landwirtschaft her. Durch den wirtschaftlichen Erfolg vergrößerte sich der Familienbesitz durch Zukauf von Ländereien. Einige Familienoberhäupter übernahmen sogar Ämter im Gemeinde-, Schul- und Kirchendienst und engagierten sich wohltätig in der Kirchgemeinde. 1904 erwarb die Familie Wirth den gesamten Besitz von der Witwe Martschink und führte das Schmiedehandwerk fort. Als Kleinbetrieb bestand die Schmiede bis 1989 und wurde erst nach dem Tod von Johannes Gerhard Wirth geschlossen.
Das Wohngebäude wurde ursprünglich als Umgebindehaus mit Wohn- und Wirtschaftsbereich errichtet. Der beheizte Wohn- und Essraum befand sich in der für diese Hausform typischen Blockstube im Erdgeschoss. In den 1920er Jahren erfolgten Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. Als das Haus seit 1993 nicht mehr bewohnt wurde, setzte rasch der Verfall der Bausubstanz ein. Private Mittel zur Sanierung reichten nicht aus. 2009 erwarb der Verein „Holzhaus Bautzen e.V.“ das Grundstück, leider mit wenig Erfolg. Nach Insolvenz des Vereins im Jahr 2015 wurde das Objekt durch die Gemeinde Obergurig übernommen. Die Mittel im Gemeindehaushalt reichten jedoch nur für Notsicherungsmaßnahmen. Der Abriss drohte.
Notsicherung, Planung und Baudurchführung
2015
Erhielt die Gemeinde Fördermittel zur Notsicherung des Fachwerkes und des Verschlages im Obergeschoss. Defekte Blockbohlen im Erdgeschoss wurden ausgewechselt.
Aufgrund fehlender Mittel im Gemeindehaushalt gründeten 29 Oberguriger Bürger den Förderverein „Alte Schmiede Obergurig e.V.“. Ziel war es, die Gebäude schrittweise zu sanieren und einer Nutzung zuzuführen.
2016
Wurden die Aufräum- und Sicherungsarbeiten in den Gebäuden fortgeführt.
Für die Dachsanierung von Wohngebäude und Schmiedewerkstatt wurden Fördermittel beim Landesamt für Denkmalpflege beantragt und Spenden gesammelt.
2017
Bekam der Verein die Förderzusage über 50% der Baukosten, so dass ab August die Arbeiten beginnen konnten.
Mit großem Engagement wurde der hälftige Eigenanteil durch 720 Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder und Sponsorengelder erbracht. Beide Dächer wurden bis zum Jahresende fertiggestellt.
2018
Wurde die Planung für die komplette Sanierung des Wohngebäudes erstellt, auf deren Grundlage die Bau-genehmigung erteilt wurde.
Zeitgleich beantragte der Verein Fördermittel aus dem EPLR-Programm [LEADER-Entwicklungsstrategie] über das Landratsamt Bautzen und entwickelte das Nutzungskonzept. Nach Erhalt der Förder-zusage im September begannen die Ausschreibungen.
2019
Wurden regionale Firmen beauftragt. Am 4. März war Baubeginn. In enger Zusammenarbeit zwischen Verein, Planern und Firmen und in Kombination aus Bau- und Eigenleistungen konnte das Wohngebäude erfolgreich saniert werden.
Die feierliche Übergabe fand am 22. November statt.